Zurück zum asiatischen Startpunkt Bangkok 20.02.16

  

Mit dem Bus passieren wir die Grenze von Laos nach Thailand. Unsere erste Nacht verbringen wir in Chiang Rai. Wir genießen frittiertes Gemüse und Garnelen auf dem großen Nachtmarkt, bevor es am nächsten Tag weiter nach Chiang Mai, der zweitgrößten Stadt Thailands geht. Die allerdings mit knapp zwei Millionen Einwohnern ein Klecks gegenüber den 14 Millionen Bangkokern ist. 

An der vierspurigen Straße von Chiang Rai nach Chiang Mai passieren wir ein Möbelhaus, das Werbung für Doppelbetten macht. Es gibt ein Modell Standard, die bessere Variante nennt sich „Berlin“ und das Luxusdoppelbett heißt „New Vatican“. Wir scheinen aktuelle Entwicklung im Vatikanstaat verpasst zu haben, denn weshalb sonst käme ein Möbelhaus auf die Idee sein bestes Doppelbett so zu benennen.

Schwierig ist es in Chiang Mai eine gute Unterkunft zu finden. Alle unsere Favoriten sind ausgebucht. Den Grund erfahren wir am Folgetag. In Chiang Mai findet das alljährliche Blumenfestival mit karnevalistischen Umzug statt. Außerdem ist chinesisches Neujahr und Chinesen sind dann gerne unterwegs.

Wir finden im Junior Guesthouse eine Bleibe, das in einer Seitengasse in der Altstadt hinter einem Kloster lag. Eine einfache Unterkunft mit Klimaanlage und dem Besitzer Tata, der tatkräftig Tipps gibt und ausgezeichnet Englisch spricht. Die Altstadt von Chiang Mai gefällt uns. Wir suchen den Saturday-Nightmarket auf, der über einen Kilometer lang ist. Essen, Souvenirs, Kunsthandwerk. Ein emsiges Treiben mit vielen Einheimischen und Touristen. Um 18.00 Uhr erklingt ein Lied aus Lautsprecherm. Schlagartig herrscht Schweigen und alle erstarren in ihrer Bewegung. Es scheint die Nationalhymne zu sein. Ich sehe, wie ein Mann einen Geldschein einem Händler hinstreckt. Beide erstarren in ihrer Bewegung wie eingefroren. Mit dem Ausklingen des letzten Tons gebt das Treiben weiter und der Geldschein wandert von einer Hand in die andere. Auch später in Bangkok erleben wir wie um 18.00 Uhr ein ganzer Bahnhof innehält.


Wir wollen noch für zwei Tage in das bergige Umland fahren und holen uns Rat bei Tata. Während wir am Tisch sitzen, sortiert neben uns ein britischer Fahrradfahrer sein Gepäck. Er war in der Gegend, in die wir wollen. Er schenkt uns eine Übersichts- und eine Fahrradkarte und empfiehlt einen Campingplatz als Übernachtungsort. Wir können die Karte ja anschließend dem Hotel geben, damit andere Gäste davon profitieren. Ich liebe diese Begegnungen, wo der Zufall in Form von netten Mitmenschen einem über den Weg läuft. Tata organisiert uns einen günstigen Wagen und wir fahren über Serpentinen in die Berge. Wir finden das Dorf mit dem Camingplatz, allerdings sind es eher Campingplätze mit einem Dorf. Viele mit Matratze und Bettzeug ausgestattet Kuppelzelte warten darauf von Thailändern gebucht zu werden. Camping scheint gerade angesagt zu sein. Die Zeltplatzbesitzer sprechen kein Englisch und dank einer thailändischen Touristin, die übersetzt, erfahren wir den Preis. Da es wolkig, feucht, kühl und windig ist, fahren wir weiter. Im nächst größerem Ort in der Region finden wir zwar ein Restaurant doch keine Unterkunft. Dank eines Onlineportals buchen wir bei Franco, einem Tessiner, der leidenschaftlicher Fahrradfahrer ist und seit 15 Jahren in Thailand wohnt. Seine Pizza ist grandios und eine geschmackliche Alternative zu den asiatischen Köstlichkeiten.


Am Folgetag vertiefen wir unsere Kochfähigkeiten in einem Kochkurs. Wir lernen Currypasten selber herzustellen und Ruth kann jetzt ihren geliebten Sticky rice with mango selber zaubern. Yummy leitet den Kurs. Ich meine, Yummy ist eine Kursleiterin; Ruth meint ein Kursleiter, da u.a. die Sprüche daraufhin deuten: More spicy, more sexy. Egal, wir haben einiges gelernt.


Da der Nachtzug ausgebucht ist, nehmen wir den Sprinter-rapid-Train nach Bangkok. 750 Kilometer in 10 Stunden für 15 Euro. Mit zweistündiger Verspätung geht es los. Zum Service gehören zweimal Snacks mit Getränken, einmal Mittagessen mit Getränken und viermal Durchfeudeln des Zuges. All inclusive. Die zweistündige Verspätung ist selbstverständlich ebenfalls im Preis enthalten. Abgesehen von der Verspätung könnte die Deutsche Bahn einiges von ihren thailändischen Kollegen lernen.


One night in Bangkok (und noch eine Nacht und noch eine Nacht)

In Bangkok fährt uns ein Tuk-Tuk-Fahrer durch enge Gassen von Chinatown, das der Auto-Gebraucht-teilemarkt von Bangkok zu sein scheint, im Dunkeln zum Hotel. Wir sehen Berge von Hinterachsen, Kupplungen, Stoßdämpfer, alte Motoren und Getriebe, alle im zeitlosen Rostfarbton. Das Tuk-Tuk hält und der Fahrer zeigt in einen 25 Meter langen Gang, an dessen Ende eine hohe Wellblechwand steht. Von einem Hotel keine Spur. Ruth bleibt beim Taxi und ich gehe in den Gang. Am Ende, direkt vor der Wellblechwand zweigt ein schmaler Durchgang ab und zehn Schritte weiter liegt das üppige Portal des Hotels.

Wir laden unser Gepäck im Zimmer ab und düsen hoch zur Roofbar mit Blick über Bangkok und dem Fluss, denn wir haben eine Verabredung.

Eigentlich wollten wir am Ende unseres Südostasientrips nach Bangkok, doch Christian, mit dem Ruth die letzten zehn Jahre eng in der Schule zusammengearbeitet hat, macht mit Erdal ebenfalls eine Weltreise. Als wir erfuhren, wann sie in Bangkok sind, haben wir unsere Reisepläne modifiziert. Die Flexibilität ist ein dickes Pfund beim Langzeitreisen.

Christian und Erdal sind nur andersrum gereist und in Bangkok überschneiden sich unsere Wege. Verrückte Welt: Da arbeitet Ruth jahrelang mit Christian zusammen und ich muss nach Bangkok fliegen, um ihn und Erdal persönlich kennenzulernen.

Es wird sich über Anekdoten, Erlebnisse, Eindrücken und die politischen Entwicklungen in Deutschland und in der Europäischen Union ausgetauscht. Wir verbringen miteinander zwei nette Abende in Bangkok.

Christian und Erdal erzählen, dass sie ein Paket mit nicht benötigten Klamotten und Gegenständen von Bangkok nach Hause schicken werden. Das spornt uns an. Nach dem Frühstück nehmen Ruth und ich unsere Rucksäcke auseinander und bilden jeder drei Stapel: Kann weg, kann eventuell weg, wird benötigt. Gemeinsam kommen wir auf 8,2 Kilo Gepäckdiät. Standesgemäß per Seeweg – wie auch sonst – geht das Paket nach Hamburg.


 Als Ruth und ich den Königspalast und den angeschlossenen Tempel Wat Phra Kaeo besuchen, werden wir von chinesischen Reisegruppen, deren Leiter immer ein Fähnchen oder ein Stofftierchen an einer Stange tragen, überflutet. Zuhauf werden Fotos und Selfies gemacht und es ist unmöglich sich zu bewegen, ohne jemanden durch das Bild zu laufen.

Wir erholen uns in einem Restaurant und wollen weiter zum naheliegenden Wat Pho.

Ein ca. 60-jähriger Thailänder mit gestreiften Hemd und Aktentasche passiert uns und spricht mich an. Ich soll auf den Rucksack und meine Wertsachen in der Hose aufpassen, hier werde viel geklaut. Er selber sei Polizist und zeigt mir flüchtig seinen Ausweis. Wo wir herkommen und wohin wir gerade gehen. Den Tempel könne er nicht empfehlen, da es dort heute eine chinesische Festivität gäbe. Er schlägt vor zum Thain Pier zu gehen und mit einem Boot eine Stunde durch die kleinen Kanäle zu fahren. Normalerweise kostet es 2.000 Baht pro Person, doch dort bekäme man Boote zu 1.000 Baht. Morgens hatten wir noch mit Erdal und Christian über das „Sich-Treiben-Lassen“ philosophiert. Also warum nicht.

Fürs Tuk-Tuk sollten wir nicht mehr wie 50 Baht zahlen, meint unser Polizist und eh wir uns versehen, weckt er einen Fahrer, der in seinem Tuk-Tuk döst und verhandelt Preis und Reiseziel. Teils entgegen die Einbahnstraßen geht es durch den dichten Verkehr. Der Tuk-Tuk-Fahrer parkt und begleitet uns zum Anleger. Sicherlich will er seine Provision, mutmaßen wir. Doch er bringt uns zu einem Bootsbesitzer und geht sofort. Der Bootsbesitzer zeigt uns die offizielle Preisliste mit 1.200 Baht p.P.; da aber der Tuk-Tuk-Fahrer ein Freund von ihm sei, müssten wir nur 1.000 zahlen. Nun wird Ruth stutzig. Wieso kennt der Bootsbesitzer diesen Tuk-Tuk-Fahrer, den der Polizist zufällig organisiert hat? Stimmt, den Polizeiausweis habe ich auch nur von außen gesehen und mit einem offiziellen Wappen war er auch nicht versehen. Dankend drehen wir ab und fahren mit der Fähre in Richtung Hotel.


Abends gehen wir mit Christian und Erdal in Chinatown an einem Straßenstand essen. Die Straßen sind vom Neujahrsfest noch bunt geschmückt, neben uns der vierspurige dichte Verkehr und wir sitzen auf Hockern auf dem Bürgersteig. Das Essen schmeckt gut, allerdings lässt sich eine deftige Schärfe nicht leugnen. Deftig sind auch die Preise, doch wir sind hungrig und haben keine Lust auf lange Schnäppchensuche.

Am nächsten Tag besuchen wir den liegenden goldenen Buddha im Wat Pho und gehen auf den Golden Mount, von dem wir einen 360 Grad Rundblick über Bangkok haben, während Mönche die goldene Stupa mit orangen Stoffplanen umwickeln.


Tags drauf reisen Ruth und ich weiter. Mit der Fähre geht es zu einem Anleger auf der anderen Flussseite. Von dort wollen wir per Taxi zum Busbahnhof. Ich halte ein Taxi an und sage „Southern Busterminal“. Der Fahrer versteht kein Englisch und zieht von dannen. Ein Minibus setzt eine Kundin ab. Der Fahrer fragt uns, wohin wir wollen. Okay, er bringt uns dahin. Ich frage nach dem Preis. „for free“ ist die Antwort. Ich frage, wie wir zu der Ehre kämen. Der Fahrer meint, er können nur sehr wenig Englisch und somit bleiben seine Beweggründe für uns im Dunkeln. Wir steigen ein und acht Kilometer später am Busbahnhof wieder aus.

Das ist eine Seite von Asien. Man weiß manchmal nicht, woran man ist. Wird man über den Tisch gezogen, wie mit dem vermeintlichen Polizisten und seinen Kollegen oder zahlt man einen Touristen-special-price? Und dann kommt jemand daher und nimmt dich aus purer Freundlichkeit im Wagen mit.


Reif für die Insel

Bevor wir in die kühleren Orte Neuseelands weiterreisen, wollen wir nochmal Strand, Sonne und Meer zum Schnorcheln genießen.

Die Busfahrt nach Süden dauert elf statt der angekündigten neun Stunden. Wir merken, dass sich ein anderer Reisemodus bei uns eingestellt hat. Mit stoischer Ruhe (oder ist es schon buddhistische Gelassenheit) nehmen wir das hin. Irgendwann werden wir schon ankommen. Mit Christian und Erdal stellten wir gemeinsam fest, dass man die kleinen oder größeren Zeitverschiebungen entspannt hinnimmt. Als wir zu viert im Hotelfahrstuhl gefahren waren, dessen Türen mit einem zeitlichen Gleichmut schließen, stieg eine deutsche – mutmaßliche – Kurzzeittouristen hinzu, der es offensichtlich nicht schnell genug ging und die den Knopf zum Schließen der Tür drückte, um die Abfahrt um vier Sekunden zu beschleunigen. Ruth musste ihre Hände vors Gesicht halten, um nicht laut loszuprusten.

 

Am nächsten Tag geht es mit dem Boot nach Koh Phayam, wo wir erstmalig Cashew-Nussbäume sehen. Die Nüsse wachsen am unteren Ende einer Frucht, die länglichen Äpfeln ähnelt.

Wir schnorcheln und sehen u.a. Seeigel, Clownfische und eine Muräne.


Abends dann die Krise. Unser neuseeländischer Autovermieter teilt uns per Email mit, dass er sowohl den Internationalen als auch den EU-Führerschein benötigt. Ohne den EU-Führerschein können wir aus versicherungstechnischen Gründen keinen Wagen bekommen. Wir haben nur unsere internationalen Führerscheine mit. Dummerweise liegen unsere EU-Führerscheine in Hamburg. Ich kontaktiere Michael und Volker. Michael stellt sofort dankenswerterweise unsere Wohnung auf den Kopf, allerdings erfolglos. Auch wir wissen nach sechs Monaten Abwesenheit nicht, wo sie liegen. ;-)

Nach dem Schrecken des ersten Moments denken wir, irgendwas wird sich ergeben und wenn wir Neuseeland mit dem Fahrrad erkunden.

Am nächsten Morgen schickt mir Volker über Threema Fotos von meinem Führerschein. Da aber die Fotos schon vor Längerem gemacht worden sein könnten und somit nicht ausgeschlossen ist, dass zwischenzeitlich unsere Fahrerlaubnisse eingezogen worden sind, schreibe ich dem Landesverkehrsamt eine Email, mit der Bitte, um eine Bestätigung unserer aktuell gültigen Fahrerlaubnisse. Als wir abends von einem Aussichtspunkt den Sonnenuntergang beobachten, erhalte ich von einer freundliche Frau vom Landesverkehrsamt eine Email. Sie seien nicht zuständig sondern das Kraftfahrbundesamt. Gleichzeitig teilt sie mir aber mit, dass sie einen sehr netten Anruf von unserem Vermieter aus Neuseeland erhalten habe, der auch in unserem Sinnen aktiv ist.

Zwei Stunden später erhalten wir eine Email und dann noch einen Anruf von unserem Vermieter. Der Text der Email sagt alles: „.....ich moechte nicht weiter auf meine Quellen eingehen.......aber sie bekommen von uns das Auto....nicht fragen....laecheln....“

Wir lächeln nicht nur, sondern strahlen über beide Ohren und stellen erneut fest, was für tolle, engagierte, pragmatische Mitmenschen es gibt.


Back to the roots – Auf nach Khaol Lak, wo unser Asienrundreise begann.

Wir haben uns mit Bibbi verabredet, die wir im November in Khao Lak kennengelernt haben. Sie hat uns eine Hütte und ein Moped organisiert. Besten Dank, Bibbi. Am nächsten Tag fahren wir mit ihr zum schönen Lampi-Wasserfall. Die Damen beobachten Schmetterlinge beim Trinken und Pinkeln. Anschießend cruisen wir durch das touristenfreie Hinterland. Gummibaum-, Palmöl- und Fruchtplantagen und Regenwälder säumen den Weg. Kinder winken uns zu, während wir im warmen Sonnenlicht am Spätnachmittag durch kleine Dörfer kurven.

Ein großer Schatz beim Reisen ist, dass man interessante und sympathische Menschen kennenlernt.


Goodbye Southeastasia

Am Freitag fliegen wir von Phuket nach Bangkok, da am Samstagabend es zum nächsten Kontinent weitergeht. Gerade als die Maschine aufsetzt, sehe ich wie neben uns Golf gespielt wird. Ich traue meinen Augen nicht und schaue genauer hin. Zwischen den beiden Startbahnen des alten Flughafens von Bangkok sind ein paar Bäume gepflanzt und es gibt einen kleinen Golf court, auf dem ein paar Herren Golf spielen. Ein Golfmobil sehe ich auch. Links und rechts von ihnen landen und starten Maschinen. Ich hoffe, dass die Herren nicht über ein hohes Handicap verfügen und Querschläger produzieren ….

 

Ein wenig schwermütig verlassen wir Asien. Die Kultur, die Gelassenheit, die Strände und das Schnorcheln werden wir vermissen. Aber wie schon beim Wechsel von Afrika nach Asien liegt auch in diesem Weiterflug die Freude auf neue Erfahrungen, Menschen und Länder.

 

Unsere erste Station wird Melbourne sein. Von den Ausgangsvoraussetzungen ähnlich wie Kapstadt und Hamburg: zweitgrößte Stadt des Landes, Meer und Hafen und viel Multikulti!