Die Inseltour: Ko Jum - Ko Yao Yai - Phuket                30.11.15


Buddhistischer Fernverkehr – unterwegs auf Thailands Pisten

Von Khao Lak nehmen wir einen Minibus gemeinsam mit 8 anderen Touristen in die 125 km weiter östlich liegende Stadt Krabi. Ruth erhält einen Platz in der letzten Reihe und ich den neben dem Fahrer. Ich weiß nicht, welcher Platz besser ist. Die Strecke führt u.a. über einen sehr kurvigen Bergpass. An der Stelle ist der Beifahrersitz von Vorteil, andererseits bekommt Ruth auf der Rückbank wenig von dem Fahrstil mit, was auch Vorteile hat.

Unser Fahrer fährt zügig. Die runden Verkehrszeichen, dieebenso wie in Deutschland rot umrandet sind und die Höchstgeschwindigkeit vorschreiben,betrachtet unser Fahrer offensichtlich nur als Straßendekoration. Häufiger verdoppelt das Tachometer die angezeigte Zahl am Straßenrand; zumindestens liegt das Tachometer 50% höher. Selbst durch Ortschaften knallt unser Chauffeur mit 100 km/h. Buddhisten wie er scheinen Optimisten zu sein und über ein Urvertrauen zu verfügen. Bei diversen Überholmanövernverlässt er sich darauf, dass der Gegenverkehr ausweicht. Beruhigend stelle ich fest, dass entgegenkommende LKW-Fahrer dieses auch so handhaben, während unser Fahrer einen LKW überholt und so passen wir auf dem Mittelstreifen einer zweispurigen Straße zwischen zwei sich begegnenen Trucks hindurch.

Ich selber beruhige mich mehrfach mit dem Mantra, dass er sicherlich schon seit Jahren jeden Tag diese Strecke fährt und immer gut angekommen zu sein scheint.

Oder wie der Kölner zu sagen pflegt: Et hätt noch immer jot jejange.


In Krabi, einer kleinen unspektakulären Stadt am Meer bleiben wir zwei Tage. Dicht bei unsere Unterkunft liegen schöne Cafesund ich genieße endlich Cappucino.

Besonders schön sind die Nachtmärkte. Dort gibt es mobile Essensstände unter Glühbirnen. Man sitzt daneben und bewundert, welchleckeren und schnellen Menues mit nur einem Wok aufeinem mobilen Kocher gezaubert werden.

Wir nutzen unser hübsches Hotelzimmer mit integriertem WLAN zur Recherche und weiteren Planung unserer Reise nach Myanmar. Eh man sich versieht, ist der Vormittag rum und man hat viele neue Ideen und Möglichkeiten erkundet.

In prähistorischen Zeiten als Rucksackreisenden noch keine digitalen Hilfsmittel zur Verfügung standen, machte man sich auf den Weg und suchte sich dann eine Unterkunft vor Ort. Heutzutage spülen Buchungsplattformen eine Vielzahl von Unterkunftsangeboten einem aufs Display. Bloß nicht verzetteln und zügig eine Entscheidung fällen, heißt es dann, was nicht immer leicht fällt.


Reif für die Insel

Von Krabi nehmen wir die Fähre nach Ko Lanta. Auf halber Strecke werden wir in bewährter Helgolandmanier auf Longtailboote ausgebootet, um unser Ziel Ko Jum zu erreichen.

Beim Anlanden heißt es Hose hochkrempeln und Schuhe aus, da wir vom Boot durchs Wasser die letzten Meter zum Strand watscheln müssen. Hinter dem Strand erhebt sich die Hügelkette. Unser Bungalow liegt auf der Kuppe ca. 50 m über dem Meer im Regenwald. Wir genießen den Ausblick auf das Meer und diverse Inseln in der Ferne. Abwechselnd legen wir uns in die Hängematte. In den nächsten Tag besucht uns immer wieder mal eine Affenhorde, die über unsere Terrasse oder das Dach tobt. Sie schauen uns wie Zoobesucher neugierig an. Gelegentlich versuchen sie auch unsere Terrasse zu besetzen. Dann heißt es von unserer Seite das Hausrecht durchzusetzen.


Auf der Rückseite des Hügels liegt die Inselstraße, die sich über die gesamte 9 km lange Insel zieht. Es gibt kaum Autos und das Moped ist Fortbewegungsmittel Nummer 1. Die Häuser sind auf beiden Seiten der Straße gebaut. Oft sind die Häuser auf Stelzen gebaut. Wenn es heiß ist, liegen einige Bewohner in Hängematten unter ihrem Haus im Schatten. Andere parken ihr Auto dort oder Trocknen die Wäsche. An und auf der Straßefindet das Leben statt. Die Zahl der Touristen ist gering. Die Menschen lächeln uns freundlich an. Immer wieder sehen wir Kinder, die uns zu winken und „hello“ rufen. 

Nicht weit entfernt liegt die Moschee und zwischendrin hören wir den Muezzin auf dieser von überwiegen Moslems bewohnten Insel rufen.

Mit einem Roller erkunden wir die Insel. Echte Tankstellen gibt es auf diesen Inseln nicht. Vereinzelt stehen Zapfsäulen oder es wird mit einer Pumpe aus Fässern umgefüllt.

Auch lernen wir dasasiatsche Recycling vonPlastikflaschen kennen: Das Benzin wird in Plastik-Flaschen abgefüllt und in den Lebensmittelläden am Straßenrand literweise verkauft.

Am Südende der Insel machen wir in dem kleinen knuffigen Hafenort Pause. Wir suchen ein Restaurant mit dem Namen „Mama Cooking“ auf. Der Name ist Konzept. Wie eine Matrone begrüßt uns die Chefin und wir werden lecker bekocht. Nach dem Essen setzt sie sich zu uns und plauscht ein wenig mit uns, soweit ihre und unsere Englischkenntnisse dieses zulassen. Sie gibt uns vier Bananen, die wir als Nachtisch verspeisen. Dann steht sie erneut auf und überreicht uns sechs weitere Bananen - mit dem Kommentar „für zuhause“.


Das Lichterfest

Am Vollmond des zwölften Monats des thailändischen Kalenders, der i.d.R. in den November fällt ist „Loi Krathong“, das Lichterfest. Loi heißt schwimmen und Krathong ist ein kleines Floß. Aus Brotteig, Bananenstrunk oder Styrorpor werden kleine Flöße hergestellt, die mit Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen verziert werden. Die Chefin von unserer Unterkunft lädt uns Gäste ein, mit ihren Angestellten und ihren Familien zum Strand zu gehen. Auch für uns sind Flöße vorbereitet. Der Strand wird von Kerzen beleuchtet. Während hinter uns der Vollmond  sich über den Hügel erhebt, zünden alle

gemeinsam die Kerzen ihrer Flöße an und setzen dann die kleinen Kunstwerke auf das Wasser. Da kaum Wellengang ist, treiben diese aufs Meer hinaus. Die Stimmung ist ein wenig wie beim schwedischen St. Lucia-Fest. Wir stehen am Strand und schauen den „schwimmenden asiatischen Adventskränzen“ hinterher.

Die Flöße sollen helfen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen.


Ko Yao Yai - Zimmer mit Aussicht…. ...auf eine Baustelle

Von Koh Jum geht es mit einem alten Holzboot weiter durch die Phang Nang Bucht mit ihren Karstfelsen zur Insel Ko Yao Yai. Über booking.com haben wir einen Bungalow für drei Tage gebucht. Von unserer Terrasse können wir nun bewundern, wie Bauarbeiter unser Resort um drei neue Bungalows erweitern. Hammerschläge, kreischende Flex und Staub sind 20 m entfernt. werden. Wir fragen, an der Rezeption nach einem ruhigeren Zimmer und werden an den europäischen Manager verwiesen. Dieser teilt uns mit, dass es kein anderes Zimmer gebe und das booking.com von den Bauarbeiten wisse. Wir weisen daraufhin, dass es lt. Internet noch drei frei Zimmer gäbe. Kurze Irritation, dann bestätigt er, dass dieses deluxe-Bungalows sein. Wir könnten eins haben, aber diese seien teurer. Preislich weigert er sich uns wegen der Unanehmlichkeiten entgegenzukommen.

Da schon Spätnachmittag ist, nehmen wir einen der Bungalows und genießen den unmittelbaren Blick aufs Meer und den kitschigen Sonnenuntergang. Allerdings entscheiden wir, unseren Aufenthalt um einen Tag zu verkürzen.

Abends essen wir am Strand. Es gibt keine Menukarte, sondern man geht an den Marktstand und zeigt auf den Fisch, die Krabben, Garnelen oder Tintenfische, die man haben will und sagt, wie es zubereitet werden soll. Das Personal ist sehr freundlich und aufgeschlossen. Der Chef ist ein humorvoller Typ und berät uns klasse. Lediglich Bier gibt es nicht zum Fisch. Wir mutmaßen, dass sie wegen ihres moslemischen Glauben keinen Alkohol verkaufen. Macht nichts, das Mango-Lassi schmeckt eh besser.


Ko Yao Yai ist mit seinen größeren Anlagen etwas touristischer als Ko Jum. Das Hinterland wirkt ähnlich ursprünglich wie auf Koh Jum und ist durch einige Reisfelder, Gummibaum- und Palmplantagen gekennzeichnet. Auch Fischfang ist eine Einnahmequelle.

Wir bummeln abends am Strand entlang. Im Resort, das am südlichen Ende liegt, wohnen eine oder mehrere chinesischen Reisegruppen. Auf der Open-Air-Bühne läuft Programm. Chinesische Reisegruppen lieben offenbar Gesangseinlagen und Tanzvorführungen.


Noch ein bißchen Phuket-Island zum Abschied

Weiter geht es mit Speedboot und Minibus zum Nai Yang Beach an der Westküste der Insel Phuket. Dort haben wir eine sehr elegante Unterkunft mit aufmerksamen und zuvorkommenden Personal.

Wir wollen nochmal Kajakfahren und buchen eine „Sunset Self Paddle“-Tour in der Phang Nga Bucht. Diese ist berühmt, da hier große Teile des James Bond Films "Der Mann mit dem goldenen Colt" gedreht wurden. Folglich ist sie tagsüber von vielen Booten mit Touristen besucht, die aber gegen Nachmittag verschwinden. Wir buchen daher die Nachmittagstour, die bis in den Abend geht.

Auf der Fahrt mit dem Schiff zu den Inseln erklärt unser guide die Entstehung und den Aufbau der Inseln. Im Laufe der Jahrtausende hat Wasser die Kalksteininseln ausgespült, dadurch entstehen im Inneren der Inseln die „Hongs“, was auf thailändische „Raum“ heißt. Diese sind nach oben offen. Man kann auch sagen sind es Felskrater, die senkrecht bis zur Meeresoberfläche hinabreichen. Zu diesen gelangt man durch „caves“ (Höhlen), die bei Ebbe befahrbar sind, letztendlich sind es Tunnel. Wir paddeln mit acht anderen und unseren zwei guides um die Insel herum und fahren mit Stirnlampen in eine schmale „cave“. Teils müssen wir uns wegen der Deckenhöhe flach aufs Kajak legen und mit den Händen an der Felsdecke vorwärtsziehen. Unser guide hatte vorher gefragt, ob jemand

Platzangst habe. Keiner meldete sich. Am Ende des Tunnels landen wir in einem senkrechten grünen Kessel mit Mangrovenwald und bewachsenen Felswänden, die über 100 m aufragen. Wir sind fasziniert. Lediglich bei einem anderen Touristen kommt keine Freude auf. Die Enge in der Höhle setzt ihm zu, so dass ein guide ihn auf das Schiff zurückbringt. Des einen Pech ist unser Glück. Da wir die einzigen mit Paddelerfahrung sind, fragt uns der guide, ob wir die beiden Einer-Kajak fahren könnten. Liebend gerne und so genießen wir es mit den wendigen Booten auf dem Wasser zu spielen und uns ein wenig auszutoben, während viele Seehabichte über uns ihre Kreise ziehen und vereinzelt im Sturzflug ins Wasser stoßen, um Fische zu ergattern. Weiter geht es in die nächsten Höhlen und die dahinter liegenden Hongs. Einmal paddeln wir 200 m durch eine Höhle, in der viele Fledermäuse leben. Sie hängen an der Decke und einzelne fliegen durch die Höhle. Der Ausflug hat sich gelohnt. Beseelt geht es im Sonnenuntergang zurück.