Im Land der Maori - Die Nordinsel

Nach einer ruhigen Fährüberfahrt (was in der Cook Strait nicht selbstverständlich ist) erreichen wir die Hauptstadt Wellington, die in einer großen Bucht liegt. An den steilen Hängen kleben viele kleine Holzhäuser und ein grüner Gürtel umschließt die Stadt. Ein Ort, in den man sich schnell verlieben kann. Wir erkunden in 15 Minuten das Regierungsviertel und schlendern durch die Haupteinkaufstraße zum Hafen. Alles liegt dicht beieinander. Wir besuchen die Cubastreet mit vielen bunten Cafés und kleinen Läden. Wellington liegt auf einer großen Erdfalte und man geht davon aus, dass es irgendwann zum big shake kommt. Die Stadtverwaltung wollte wegen der Einsturzgefahr im Falle eines Erdbebens (und wohl auch mit kommerzieller Absicht) die Gebäude in der Cubastreet abreißen und durch Hochhäuser ersetzen. Doch die Bewohner wehrten sich und so existiert dieses Viertel trotz der Gefahr weiter.

Abends ziehen wir bei Rosie ein. Allerdings ist sie für zwei Tage in Sydney und wir lernen sie erst am Morgen unserer Abreise kennen. Ihr Lebenslauf ähnelt dem von vielen Bürgern des Commonwealth: von Großbritannien zieht man nach Australien und dann ins nächste Land, das irgendwie mit der britischen Krone verbunden ist, in Rosies Fall Neuseeland. Rosie arbeitet beim Spielfilm. Viele junge Menschen in den Zwanzigern streben in die
Filmindustrie und jubeln, wenn sie dort einen Job haben, berichtet Rosie. Sie selber war auch so drauf, doch letztendlich ist es ein Job mit wieder- kehrenden Abläufen und viel Leerlauf, was irgendwann langweilig ist. Das sagt Rosie und sie ist Anfang 30. Als kleinen Nebenverdienst näht sie Kissenhüllen, die sie auf Flohmärkten verkauft. Ihr kuscheliges Holzhaus liegt am grünen Hang. Wie in den meisten Häusern in Neuseeland gibt es keine Zentralheizung. Im Wohnraum ist ein gemauerter Kamin, den wir abends anheizen. In den Schlafzimmern haben Kiwis meist Wärmflaschen, Heizdecken
oder kleine Elektroradiatoren. Die per Thermostat und Zeitschaltuhr vorgewärmte Wohnung, in die wir am Ende eines Arbeitstages hineinstapfen, kennen die Kiwis meist nicht.


Te Papa – Keine Reise ohne Museumsbesuch

Am Hafenbecken liegt das Nationalmuseum Neuseelands „Te Papa“. Übersetzt heißt es „Unser Platz“; es ist der Stolz der Nation. Und weil es allen gehört, gibt es keine Eintrittsgebühr. Thematisch wird alles aufgegriffen:
die tektonischen Naturgewalten, Fauna und Flora, die Kultur und Geschichte der Maori und der britischen Siedler bis in die Gegenwart inklusive der erklärten Atomwaffenfreie Zone und zeitgenössischer Kunst.
Im Museum ist eine kleine Holzhütte mit einem Wohnzimmer aufgebaut, die man nicht mit Herz- oder Rückenproblemen betreten sollte. Drinnen läuft auf einem Fernseher eine Dokumentation über ein Erdbeben, das in den 1990er stattfand und plötzlich gibt es ein Rumpeln und die Hütte wackelt in Wellen. Das ursprüngliche Erdbeben wird simuliert; allerdings war das Original 50mal stärker.
Eine weitere Ausstellung beschäftigt sich mit dem ersten Weltkrieg. 2.721 neuseeländische Soldaten starben in der Schlacht gegen türkische Truppen in Gallipoli. Ein Ort auf den Dardanellen, den kaum ein Europäer, aber jeder Neuseeländer kennt.
Ein kleiner Raum beschäftigt sich mit der Geschichte der Flüchtlinge in den letzten 50 Jahren. Ruth verweilt hier lange. An den Wänden hängen Bilder von Flüchtlingen. Auf Touchscreen sind viele Familien oder Einzelpersonen abgebildet. Berührt man ein Bild berichtet die Person über ihr Leben vor der Flucht und wie es sie ihr nach Ankunft in Neuseeland ergangen ist und wie sie aktuell lebt.
So erhalten die Museumsbesucher sehr plastische Einblicke in das Leben von Migranten aus Afghanistan, Kambodscha, Vietnam, Somalia, Kosovo, Bosnien, Syrien und weiteren Ländern. In Neuseeland nimmt jeder Flüchtling an einem sechswöchigen Integrationskurs teil. Einzelne Menschen aus der Nachbarschaft unterstützen als eine Art Paten und es haben sich daraus
viele Freundschaften entwickelt. Viele Beispiele gelungenen Zusammenlebens werden vorgestellt. Wäre es nicht sinnvoller, wenn in Deutschland Zeitungen mehr über solche Beispiele berichten, anstatt den dumpfbackigen und gefährlichen Parolen jüngerer Parteien permanente Aufmerksamkeit zu schenken?


Durch das kleine Weinanbaugebiet Martinborough geht es in die Hawkes Bay nach Napier, das 1931 durch ein Erdbeben dem Erdboden gleichgemacht wurde
und im damals modernen Art deco Stil wiederaufgebaut wurde. Ein ganz nettes Städtchen, doch uns fasziniert viel stärker wie Kinder und Jugendliche in einem Skaterpark die Rampen und Halfpipes mit ihren Rollern hoch und
runter flitzen und selbst Siebenjährige zeigen artistische Sprünge. Der Betreiber hat zwei Bauschutt-Container mit Schaumstofffetzen gefüllt und
die Knirpse lieben es mit ihrem Roller sich reinfallen zu lassen. Viele Orte bieten diese Freizeitaktivität den jungen Menschen an.


Wandern im Land der Orks

Mich zieht es nach Mordor. Ich wandere einen Tag auf Frodos und Sams Spuren durch die Vulkanlandschaft des Tongariro-Nationalparks . Vereinzelt dampft es aus den Bergflanken. Um den touristischen Massen zu entgehen, ziehe ich bei Sonnenaufgang zügig los und komme ordentlich ins Schwitzen. Ich passiere den Schicksalsberg, in dem der eine Ring vernichtet wurde. Die in dieser grau-braunen Landschaft unwirklich türkis wirkenden Emerald lakes sind leider Wolken verhangen. Ich steige hinab und frühstücke alleine an deren nebeligen Ufern, während schwefeliger Wasserdampf fauchend aus dem Gestein entweicht. Mystisch und surreal.


Abends beim Kochen im Hostel fachsimpeln wir mit Wayne, einem Lehrer aus Auckland, über neuseeländische Erfolge und Niederlagen im Segeln und Rugby. Nach dem Abendbrot tauschen wir uns über die Schulsysteme, Integration behinderter Menschen und die Weltpolitik aus. Wayne beneidet Europa um seine lange Geschichte. Auch andere Kiwis hatten dieses gegenüber uns geäußert. Neuseeland ist eine junge Nation. Die Geschichte der europäischen Siedler in Neuseeland ist keine 250 Jahre alt. Klar, wenn man die griechische Epoche und die Römer mit berücksichtigt, kommen wir auf mehr als zwei Jahrtausende. Allerdings sind einige Ereignisse im Mittelalter nun nicht gerade etwas, auf das man stolz sein kann. Und die deutsche Geschichte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erst recht nicht. Mich überrascht Waynes Detailwissen über die europäische Nachkriegszeit. Selbst über Tito, den Zerfall Jugoslawiens und den Kosovokrieg weiß er sehr viel.

Vielleicht beschäftigt man sich mit anderen Ländern intensiver, wenn im eigenen Land weniger Ereignisse geschehen sind.


Gandalfs Chef trifft auf neuseeländische Bauernschläue

Ruth will die Heimat der Hobbits – Hobbiton – kennenlernen. Auf der Suche nach Drehorten für den Herr der Ringe fand Regisseur Peter Jackson 1998 die Alexanderfarm mit ihren 2500 ha. Ausschlaggebend war eine große Pinie, die im Film den Partybaum darstellt, unter dem Bilbo seine Geburtstagsrede hielt.
Peter Jackson schloss mit dem Bauern einen Vertrag. Unter Beteiligung von Baggern der neuseeländischen Armee wurde Hobbiton mit seinen 39 Hobbithöhlen aus Holz, Styropor und Plastik gebaut. 1999 wurde drei Monate gedreht und anschließend alles komplett abgebaut.
Als Peter Jackson zehn Jahre später wieder beim Bauern anklopfte, um den Hobbit zu drehen, sah dieser die Chance seines Lebens. Er stimmte zu, aber unter der Voraussetzung, dass Hobbiton aus haltbaren Materialien wie Ziegelsteinen und Beton gebaut wird und nach Ende der Dreharbeiten stehen bleibt. Und dass er darüber freihändig verfügen kann.
Und so entstand Hobbiton, der einzige noch original existierende Drehort der Tolkienfilme. Ein Sohn betreibt die Viehfarm und der andere managt Hobbiton, das vielen Menschen in dieser ansonsten touristisch unspektakulären Gegend einen Arbeitsplatz bietet.
Wir lernen viel über Filmtricks wie Kamerawinkeleinstellungen. Unsere guide Kate gewährt uns Einblicke in den akribischen Perfektionismus von Sir Peter Jackson: 
Im Roman existiert ein Pflaumenbaum, hier steht aber ein Apfelbaum. Also ließ Jackson die Äpfel abpflücken und künstliche Pflaumen ankleben. Der Baum ist im Film aber gar nicht zu sehen.
Über Bilbos Hütte thront eine Eiche. Diese wurde an einem anderen Ort sanft gefällt und in zwanzig Einzelteile zerlegt und in Hobbiton wieder zusammengepuzzelt. In Taiwan wurden 500.000 künstliche Blätter hergestellt und an den Baum fixiert. Zwei Wochen vor Beginn der Dreharbeiten inspizierte Jackson den Drehort und fand das Grün des Baumes als zu hell.
Flugs wurden sechs Maler geholt, die in einer Woche jedes einzelne Blatt der 500.000 etwas dunkler strichen. 5 Sekunden ist der Baum immerhin im Film zu sehen. Für die spätere Verfilmung des Hobbits wurde der komplette Baum in Taiwan aus Silikon nachgebaut und mit 300.000 Blättern bestückt.
Frodo und Gandalf sitzen im Film Pfeife rauchend vor der Hütte und schauen sich den Sonnenuntergang an. Blöderweise geht der Blick vor Frodos Hobbithöhle nach Osten. Also wird der Sonnenaufgang gefilmt und rückwärts gespult in den Film eingebaut. Doch dann stellt man fest, dass drei Vögel über den Himmel fliegen; sehr ungünstig, da sie beim Abspielen rückwärtsfliegen. Es wurden schließlich sechs Sonnenaufgänge gefilmt, bis
es passt.


Coromandel Peninsula – Kajakfahren und Knochenschnitzen


Die nächsten Tage verbringen wir auf der Coromandel Halbinsel mit ihren Stränden und bewaldeten Steil-küsten. Gecampt wird mit Blick auf Meer. Zu Fuß und am Folgetag per Kajak besuchen wir die Cathedrale Cove, durch die wir bei Ebbe zum Nachbarstrand gehen.
Während wir im gesunden Wasser einer Thermalquelle uns räkeln, plauschen wir mit einer Neuseeländerin über Lebensmittelpreise sowie den europäischen und neuseeländischen way of life. Sie ist 1972 aus England nach Australien ausgewandert und dann hierher. Zuhause würde man sicherlich irritiert angeschaut werden, wenn man im Wellnessbereich versuchen würde, Smalltalk
mit anderen Gästen zu halten. Hier wird vieles entspannter gesehen. Am Folgetag erlernen wir die Herstellung von Schmuck aus Knochen – Rinderknochen. Mit kleinen Drechsel- maschinen, deren Anblick an zurückliegende zahnärztliche Eingriffe erinnern, und viel Schmirgelpapier stellen wir jeder in 2,5 Stunden einen kleinen Anhänger her.


Im Höllenloch der Südsee


Russell, einst die erste Hauptstadt Neuseelands, galt in den 1830er Jahren als das „hell hole of the pacific“. Wal-, Robbenfänger und andere wilde Gestalten versammelten sich hier, erfanden das Flatrate-Saufen und rauften sich. Inzwischen ist es ein kleines Urlaubs-städtchen in der Bay of Island. Die Bay of Island besteht aus sanften, grünen Hügellandschaften und wie der

Name verrät mit vielen Inseln in den Buchten. Wir erreichen es am ANZAC Day und es ist sehr wusselig. An diesem Nationalfeiertag gedenken die Neuseeländer den im ersten und zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten. 10 Prozent der Bevölkerung diente im ersten Welt- krieg. Von 100.000 Soldaten kehrten knapp 17.000 nicht mehr in die Heimat zurück. In den zweiten Weltkrieg zog ein Drittel der arbeitsfähigen Männer. Fast 12.000 von ihnen starben.


Maori treffen auf Holländer, Franzosen und Briten


Gegenüber von Russel liegt Waitangi, der Ort, an dem Briten und Maori ihr Miteinander vertraglich regelten. Ein Maori führt uns über das Gelände und wir besuchen das Museum.
Der Polynesier Kupe entdeckte Neuseeland um 900 n.C., zwischen 1200 und 1300 siedelten die ersten Maori sich auf dieser Insel an. Als erster Europäer erblickte der Holländer Abel Tasman mit seiner Crew das Land. Es kam zu einer kurzen kriegerischen Auseinander-setzung, in der vier seiner Matrosen fielen und Abel Tasman segelte davon. Ca. 150 Jahre später erreichten Franzosen und Briten das Land. Captain James Cook kam mit den
Maori in Kontakt. Ab diesem Zeitpunkt nannten die Einheimischen sich selbst „Maori“, was „normal“ heißt und nannten die Europäer „Pakeha“, was „fremd“ bedeutet. Um den Wettstreit mit der französischen Nation um das Land zu gewinnen, schloss die britische Krone 1840 den „Vertrag von Waitangi“ mit 512 Stammeshäuptlingen ab.
Es gibt eine englische Version des Vertrages und eine Maorifassung, die die Häuptlinge unterzeichneten. Geregelt werden Herrschaftsrechte und der Besitz von Land. In den nächsten 170 Jahren kommt es immer wieder zu Konflikten und letztendlich kauften europäische Siedler große Teile des Landes für wenig Geld auf oder die Maoristämme wurden teilweise enteignet.
Zentrale Probleme sind das unterschiedliche Verständnis von Staatsangehörigkeit und deren Pflichten sowie die Regelung von Besitz in dem Vertrag von Waitangi. Für Maori gibt es keinen individuellen Landbesitz. Land und Wasser gehören den Stämmen; es kann von einzelnen genutzt werden, bis sie es nicht mehr benötigen. Dann verfügt der Stamm wieder darüber. Das Maoriverständnis entspricht eher dem Leasingmodell.
1975 kommt es zum großen Marsch der Maori vom Norden der Insel in die Hauptstadt. Angeführt von einer 79-jährigen demonstrieren sie erfolgreich gegen die Ungerechtigkeiten. Das Parlament richtet ein Tribunal zur Prüfung von Landansprüchen der Maori ein. Jeder Neuseeländer kann Ansprüche geltend machen, die von einer Kommission geprüft werden und die dann eine Regelung sucht, die die Interessen der verschiedenen Seiten berücksichtigt. Dieses können Ausgleichszahlungen oder besondere Rechte für einzelne Stämme sein.
Als wir in Hopewell waren, haben wir Robyn kennengelernt, die als Historikerin beratend der Kommission an Seite steht.
Beeindruckend wie sich dieses Land seiner Vergangenheit zwischen Erstbewohnern und europäischen Siedlern stellt und das Miteinander versucht zu regeln. Sicherlich ein gutes Vorbild für viele Länder wie z. B. Australien .
Nicht nur der Haka, der berühmte Kriegstanz der Maori, den die neuseeländische Rugbynationalmannschaft vor jedem Länderspiel aufführt, ist Ausdruck des gegenseitigen Respektes.


Das Sonnenuntergangs-Abonnement und Nachtsafari

Wir ziehen am Pazifik weiter nach Norden. Ausgestattet mit Taschenlampen, vor deren Linsen wir rote Folie befestigt haben, machen wir einen abendlichen Spaziergang auf einer kleinen Insel und sehen einen Kiwi. Wir wären an ihm vorbei gelaufen, wenn er nicht laut geschrien hätte. So haben wir nun alle drei Kiwis kennengelernt: die Frucht, den Vogel und die Menschen.
Es ist Herbst. Auf den Campingplätzen sind wenige Menschen und meist haben wir einen Stellplatz direkt am Strand mit Blick auf das Meer. Wir genießen im Campingstuhl zu sitzen und den Blick gedankenverloren über das Wasser und die Buchten wandern zu lassen, bis die Sonne für die Nacht im Meer untertaucht.
Nicht nur der Herbst rückt immer weiter vor - auch unser Abschied vom Langzeitreisen. Ein Lifestyle, der uns noch besser gefällt, als wir vor der Reise geahnt haben.


Schließlich erreichen wir Cape Reinga, den nordwestlichen Zipfel von Neuseeland, an dem Tasmanische See und Pazifik aufeinandertreffen, der
hiesige Pendant zu Skagen. In der Maorikultur ist dieses der Ort, von dem die Seelen der Toten aufbrechen.
Zum dritten Mal verlängern wir den Mietvertrag bei unserem Vermieter. Die Angestellten können es gut nachvollziehen, dass wir länger im Land bleiben
wollen. Da die Saison ausläuft, drängelt auch kein Tourist, der den Wagen im Anschluss an uns gebucht hat.


Südlich von Cap Reinga gibt es bis zu 200 Meter hohe Sanddünen. Hier ist Sandboarding, eine mutierte Wintersportart, angesagt. Vor Ort schauen wir dem Treiben zu. Let's try. Wir leihen uns ein Board und stapfen die Sandwand hoch. Ein lustiges Vergnügen, das nur einen kleinen Nachteil hat. Für den mühsamen und schweißtreibenden Aufstieg ist das Vergnügenn der Abfahrt viel zu kurz.  Ein Sessellift fehlt eindeutig. Ruth findet, dass die Abfahrt jedes andere Angebot von Hautpeeling überflüssig macht.


In Ahipara lassen wir drei Tage die Seele am Meer baumeln. In der „endless summer lodge“ (der Name sagt alles) treffen wir eine sehr nette Mischung

von Leuten, u.a. eine hawaianische Familie und ein japanisches Paar, die alle mit den Besitzern der Lodge befreundet sind. Vor 15 Jahren haben sie sich hier zufällig kennengelernt und treffen sich jedes Jahr hier wieder.

Wir hängen in den Hängematten (daher der Name) und genießen das Nichtstun bis zum Sonnenuntergang. Die Lodge ist das älteste Haus im Ort und wurde 1880 aus einem einzigen Kauribaum erbaut. Kauri sind nach den nordamerikanischen Sequoias die zweitgrößten Bäume weltweit. Als wir die Riesen im Waipoua Kauri Forest

sehen, können wir uns vorstellen, dass ein einziger Stamm für den Bau eines Hauses ausreicht. Tane Mahuta (Herr des Waldes) ist der mächtigste Baum Neuseelands: 51,5 m hoch, wovon die unteren 18 m astfrei sind, 13,8 m Umfang, Volumen des Stammes 244 m3. Obendrein ist er noch 2000 Jahre alt. Und neben so einem Kerl fühlt man sich wieder jung und klein.


Letzte Ausfahrt: Auckland


Nach einer Nacht in Piha, an dessen Strand wir beobachten, wie Väter ihre Töchter und Söhne im Surfen unterweisen, erreichen wir unsere letzte Reisestation in Neuseeland - die sogenannte „City of sails“, was angesichts der zahllosen Segelboote berechtigt ist, allerdings fände ich den Namen „City of traffic jam“ noch passender. Nach dem entspannten Autofahren in den letzten Wochen graut es uns ein wenig vor der Verkehrsdichte auf den heimatlichen Autobahnen und dem zähen Verkehrsfluss in Hamburg.
Da wir den Camper morgens abgeben müssen, suchen wir einen Übernachtungsplatz in der Nähe. Wir finden den Amber Regional Park auf. Auf einer grünen Halbinsel betreiben Ranger einen Tierpark und Bauernhof, auf dem Schulklassen und Familien mitwirken können. Nebenbei soll es ein paar einzelne Stellplätze für Camper geben. Auf der Suche spricht uns ein Gärtner des Parks an und hilft uns. Er erzählt, dass am Samstag die Schafe geschoren werden und lädt uns ein. Leider sind wir aber dann schon in Sydney. Er selber sei Maori berichtet er. Sein Stamm sei dafür bekannt, dass sie gute Läufer sind, im Gegensatz zu anderen Maori. „To fat“ meint er und lacht herzhaft. Viele Maori sind kräftig gebaut und es ist kein Wunder, dass viele Spieler des aktuellen Rugby-Weltmeister Maori sind.
Unser Gärtner zeigt uns, wo wir die Sanitärräume und das Büro finden, in dem wir den Stellplatz buchen können. Nachts im Camper hören wir die Kiwis nahebei laut rufen, leider zeigt sich keiner.
Neuseelands Wetter will uns den Abschied ein wenig erleichtern; bei Nieselregen wachen wir auf und es bleibt den Vormittag wolkig. Der Herbst zieht ein. Die Abgabe des Wagens läuft schnell und problemlos. Ein Angestellter fährt uns zum Flughafen. Er selber werde am Samstag in Urlaub fahren; erst relaxen auf Bali und dann an der australischen Golden Coast.
Auf der Südinsel, wo die Firma ihren Hauptsitz hat, möchte er nicht arbeiten – viel zu kalt. Einstein hatte recht: Alles ist relativ.


Goodbye New Zealand


Mal wieder verlassen wir auf unserer Reise ein Land, um zum nächsten weiter zu ziehen. Normalerweise haben wir ein wehmütig zurückblickendes Auge und ein freudig das neue Ziel erwartendes. Dieses Mal ist die Träne im Auge größer. Nicht nur, weil sich unser Trip ‘gen Ende neigt und mit Sydney unsere letzte außereuropäische Station auf uns wartet, sondern weil wir ein Land hinter uns lassen, dessen Menschen und Landschaften uns verzaubert haben.
Von Lyn, bei der und ihrer Familie wir die erste Woche in Christchurch gewohnt haben, erhalten wir ein paar Tage vor unserem Abflug eine Email:
„Some times it does’nt take long to become great friends and we are glad we have met you and know we will allways bei connected.“
Das rührt das Herz! Und will man da nicht demnächst mal wieder für einen Wochenend-besuch vorbeischauen?!

Wir haben erwartet, dass Reisen uns Spaß macht, aber nicht, dass es uns so „anfixt“ .
Es gibt noch so viele Länder, Landschaften, eindrückliche Erlebnisse und
spannende Menschen (glücklicherweise auch Zuhause) zu entdecken. Da will
man gleich weiterziehen und die Welt erkunden.